Attraktive Erdgeschosse beleben das Quartier
Wir müssen Sorge tragen zu unserem Quartier. Eine Wiederbelebung gelingt mit mehr bezahlbarem Wohnraum, mehr Bäumen zur Hitzeminderung und einer lebendigen Erdgeschossnutzung mit weniger ruhendem Verkehr. Indem Erdgeschosse mit Büros oder Leerständen in publikumswirksame Nutzungen überführt werden, kommt automatisch mehr Leben ins Quartier.
Im Quartier flanieren, lokal einkaufen, mit Freund:innen einen Kaffee trinken und am Abend ein Konzert besuchen: Städte haben etwas zu bieten, und Zürich sowieso. Wir halten uns immer dann gerne in Städten auf, wenn sie für Menschen gemacht sind. Dazu braucht es ein angenehmes Stadtklima, sicheren Strassenraum sowie Leben im Quartier. Den Erdgeschossen kommt im urbanen Raum dabei eine besondere Bedeutung zu: Lebendige und vielfältige Erdgeschosszonen mit einem attraktiven gastronomischen Angebot und kulturellen Hotspots ziehen Besucher:innen aus der Umgebung und allen Landesteilen an. So wird der Austausch zwischen Menschen gefördert, das Quartier belebt und seine Attraktivität und Identität gestärkt.
Handlungsbedarf in Zürich-West
In Zürich-West besteht aktuell grosser Handlungsbedarf bei der Aufwertung der Erdgeschossbereiche. Das zeigt der neueste Fall an der Heinrichstrasse: Mit dem Wegzug des Jumbos fällt ein wichtiger Frequenzgeber weg und die neue Planung beinhaltet keine Erdgeschossnutzung. Damit trägt das Projekt exemplarisch zur Verödung des Quartiers bei.
Dabei formuliert auch die Stadt Zürich diese Anliegen in den kommunalen Richtplänen «Siedlung, Landschaft, öffentliche Bauten und Anlagen/Verkehr» (kurz: SLÖBA/V). Sie anerkennt die Bedeutung der Quartierzentren als lebendige, identitätsstiftende Orte, die gestärkt werden sollen. Dazu gehören belebte Erdgeschosse mit Läden sowie weitere Angebote für die Versorgung und Begegnung im Quartier. Dass nun mit einem weiteren Fall genau das Gegenteil passiert, ist stossend.
Was es jetzt braucht
Erstens braucht es mehr Langsamverkehr. Langsamer Verkehr bedeutet weniger Lärm, weniger Emissionen und einen sicheren Raum für Menschen, die sich im Quartier aufhalten. Damit wird eine Voraussetzung geschaffen für das Ansiedeln eines attraktiven Laden- und Gastroangebotes. Der Wirtschaftsverkehr muss dabei weiterhin ermöglicht werden, beispielsweise mit Parkbuchten, Lieferzeiten etc.
Zweitens muss man sich um die Erdgeschosse aktiv kümmern – eine Kuratierung fehlt. Dazu müssen die Grundeigentürmer miteinander in Kontakt kommen; neue Mischkalkulationen sind gefragt. Der Stadt Zürich fällt hier eine besondere Rolle zu, weil sie mit 25% mit Abstand am meisten Grund besitzt in Zürich-West. Deshalb muss die Stadt auch in diesem Thema vorangehen.
Die Zukunft von Zürich-West entscheidet sich heute. Ohne entschiedenes Handeln von Verwaltung, Politik und Grundeigentümern droht Zürich-West zu veröden.