Wem gehört Zürich-West?

Niemand besitzt so viel Grundfläche in Zürich-West wie die Stadt Zürich selbst. Das ist gut so: Die Stadt hat damit viel Gestaltungsspielraum und kann die Stadtentwicklung proaktiv vorantreiben. Stärker als alle anderen Grundeigentümer könnte sie bestimmen, wie Zürich-West in Zukunft aussieht.

Die Stadt Zürich besitzt über 25% der Grundfläche zwischen Escher-Wyss-Platz und Bahnhof Hardbrücke sowie den Viaduktbögen und dem Toni-Areal.

Zwischen Escher-Wyss-Platz und Bahnhof Hardbrücke sowie den Viaduktbögen und dem Toni-Areal ist die Stadt Zürich mit Abstand die grösste Grundeigentümerin: Über 25% der Fläche dieses Perimeters gehört der Stadt und ihren Diensten. Das ist in erster Linie eine gute Nachricht, denn: Wer viel Fläche besitzt, kann auch viel Verantwortung übernehmen und die Quartierentwicklung prägen. Seit Jahren versteckt sich die Stadt Zürich im Quartier Zürich-West aber hinter dem angeblich kaum vorhandenen Grundbesitz. Die Fakten sprechen eine andere Sprache.

Gute Ideen, fehlende Umsetzung

Die Architekten Stefan Kurath und Caspar Schärer arbeiteten 2020 die Planungsgeschichte von Zürich-West auf. Sie kamen zum Schluss, dass in den letzten 20 Jahren zwar Vieles angedacht, aber nichts umgesetzt wurde. Niemand kümmerte sich um die städtebaulichen Prinzipien, welche die Stadt im Jahr 2000 im «Entwicklungskonzept Zürich-West» formulierte.

Das Entwicklungskonzept Zürich-West formuliert klare Ziele: In Zürich-West sollte ein vielfältiges Stadtquartier entstehen, mit einem Wohnanteil von 20 bis 30 Prozent und mindestens 8 Quadratmetern Freifläche pro Bewohner:in – aktuell liegt der Wohnanteil bei gerade mal 12 Prozent. Zusätzlich gab es ein Verkehrs- und Grünraumkonzept, wobei diese Richtlinien lediglich als Orientierungshilfe dienten. Letztendlich wurden jedoch einzelne Baufelder entwickelt, oft entgegen den ursprünglichen Vorgaben. Um den grösseren Zusammenhang hat sich niemand gekümmert. Mittlerweile ist Zürich-West zu grossen Teilen bebaut.Jetzt braucht es Strategien für die Weiterentwicklung, Umnutzung und Verbesserung des Bestandes.

Verpasste Chancen der Stadt Zürich

Obwohl die Stadt als grösste Grundeigentümerin im Perimeter ihren eigenen Zielen entlang vorwärts machen könnte, fehlt es ihr an Entschlossenheit. Das zeigen zwei aktuelle Beispiele: Erstens wurden Baubewilligungen für das Maag-Areal und das Welti-Furrer-Areal erteilt. Mit Einverständnis der Stadt sollten dort identitätsstiftende Bauten wie die Maag-Hallen abgerissen werden. Als Nachbarin hat die Hamasil Stiftung Einspruch erhoben, das Baurekursgericht hat den Rekurs Ende Mai gutgeheissen. Zweitens zeigte die zahnlose Planung für das stadteigene Josef-Areal erneut, dass die Stadt das Quartier Zürich-West nicht aktiv gestaltet, sondern nur verwaltet.

Gemeinsam mit den privaten Grundeigentümern

Die Stadt hat heute die Chance zu zeigen, dass die Zukunft von Zürich-West auch anders aussehen könnte. Zürich braucht kein verödetes Büroquartier mit ungenutzten Erdgeschossflächen, zu viel Grau und tiefem Wohnanteil. Zürich braucht vielfältige, lebendige Quartiere mit gutem Stadtklima, sicherem Strassenraum, durchmischtem Wohnraum sowie attraktiven kulturellen und gastronomischen Angeboten. Alles Dinge, welche die Stadt lebenswert machen.

Gemeinsam mit den anderen Grundeigentümern in Zürich-West könnte die Stadt beispielsweise die Erdgeschosse kuratieren, Strategien zur besseren und zonenübergreifenden Vernetzung des Quartiers entwickeln oder Konzepte für die Weiterentwicklung des Bestandes skizzieren.

Als grösste Grundbesitzerin muss die Stadt hier mutig vorausgehen. Die Voraussetzungen wären alle da, um heute die Entscheidungen für ein lebendiges Zürich-West von morgen zu treffen.

Die 10 grössten Grundeigentümer in Zürich-West:

  1. Stadt Zürich: 25.2% (130’515 m2)
  2. Allreal West AG: 12% (62’067 m2)
  3. Swiss Life AG: 5.6% (28’938 m2)
  4. Swiss Prime Site Immobilien AG: 5% (25’865 m2)
  5. Union Investment Real Estate GmbH: 3.9% (19’998 m2)
  6. Welti-Furrer Immobilien AG: 3.7% (19’290 m2)
  7. TECHNOPARK Immobilien AG: 3.5% (18’341 m2)
  8. Zürcher Kantonalbank: 3.2% (16’675 m2)
  9. Schweizerische Bundesbahnen SBB: 2.5% (12’686 m2)
  10. Coop Genossenschaft: 2.2% (11’609 m2)

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